Gegen den SV Waldhof Mannheim kassierte Rot-Weiss Essen am Sonntagnachmittag die zweite Heimpleite in der Rückrunde und verlor an der Hafenstraße mit 0:3. Der Auftritt war ideenlos und harmlos.
Dabei hat die Mannschaft auch in diesem Jahr schon bewiesen, dass sie es deutlich besser kann – wenn man an das starke Heimspiel gegen das Spitzenteam aus Osnabrück (1:1) zurückdenkt. Da spielte RWE in der zweiten Halbzeit so, wie man es sich an der Hafenstraße vorstellt: mutig, engagiert und mit Druck nach vorne.
Von diesen Attributen war gegen Mannheim, mit Ex-RWE-Trainer Christian Neidhart, nichts zu sehen. Es gab nur zwei gute Torchancen in 90 Minuten. So reichte dem Waldhof eine konzentrierte Defensivleistung und eine effektive Chancenverwertung für einen souveränen Auswärtsdreier. Natürlich waren die Essener ersatzgeschwächt, aber trotzdem war die Darbietung im Heimspiel vor über 17.000 Fans schlicht zu wenig.
Einer der ganz wenigen Lichtblicke war Mustafa Kourouma, der zur Halbzeitpause für den verletzten Kapitän Felix Bastians eingewechselt wurde. Der 20-Jährige machte seine Sache solide, war mutig im Spielaufbau und konnte mit seinem Tempo auch mit den schnellen Waldhof-Stürmern Dominik Martinovic und Marten Winkler mithalten. Vom "kicker" (3,0) erhielt er die beste Note aller RWE-Spieler.
Da stellt sich die Frage: Warum spielt Kourouma so selten? Es war erst der dritte Einsatz in der kompletten Rückrunde, zweimal stand er sogar nicht im Spieltagskader. Elfmal in Folge wurde er in diesem Jahr gar nicht eingesetzt. Dabei hat das Abwehrtalent in der Hinrunde bereits gegen Saarbrücken (1:0), Dynamo Dresden (1:1) und beim Auswärtscoup in Mannheim (2:1) bewiesen, dass er keine großen Anlaufschwierigkeiten benötigt und dem Niveau der 3. Liga gewachsen ist.
Wie beim Fall Tomiak - auch Kourouma braucht Vertrauen
Natürlich ist Kourouma noch in der Entwicklungsphase und kein fertiger Spieler, aber er ist ein moderner, flexibler Verteidiger, kopfballstark, zweikampfstark und mit Tempo ausgestattet. Der Abwehrspieler ist das größte Talent aus der RWE-Jugend seit Boris Tomiak und hatte im letzten Jahr einen Riesen-Anteil daran, dass die U19 die beste Bundesliga-Saison der Geschichte spielte und den Niederrheinpokal gewann.
Tomiak wurde nach seinem letzten A-Junioren-Jahr 2017 mit einem Vertrag für die Profis ausgestattet, stand in den folgenden zwei Spielzeiten allerdings nur zehnmal in der Startelf und musste den Verein 2019 verlassen. Mit dem heute 24-Jährigen wurde nicht mehr geplant, mittlerweile ist er Stammspieler und Leistungsträger beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Auch Kourouma hat das Potenzial, um diesen Weg einzuschlagen.
Deswegen muss sich auch Cheftrainer Christoph Dabrowski hinterfragen, warum man einem Juwel aus der eigenen Jugend kein Vertrauen schenkt und stattdessen auf Leihspieler Meiko Sponsel setzt, der in den letzten Wochen ein Unsicherheitsfaktor war und in Ingolstadt, Dresden und gegen Mannheim an mehreren Gegentoren direkt beteiligt war.
Vor dem wichtigen Kellerduell beim FSV Zwickau (23. April, 14 Uhr) drohen mit Felix Bastians und Andreas Wiegel zwei wichtige Verteidiger auszufallen. Eine Alternative ist: Mustafa Kourouma.